Somatische Störungen

Somatoforme Störungen

Bei somatoformen Störungen leiden die betroffenen Personen unter körperlichen Beschwerden, die sich der apparativen Diagnostik entziehen und von medizinischer Seite nicht durch eine somatische Erkrankung erklärt werden können. Meist hat dies ein immer wiederkehrendes Aufsuchen von Ärzten zur Folge, wobei ein psychogener Faktor als mögliche Ursache der Symptome gewöhnlich vom Patienten nicht anerkannt wird. Tab. 2.4 gibt einen Überblick über die in dieser Arbeit untersuchten somatoformen Störungen (Dilling et al. 2010, S. 198f.; Saß et al. 2003, S. 539f.).

Die Differenzierung zwischen Symptomen einer tatsächlich vorliegenden körperlichen Erkrankung und solchen, die einer somatoformen Störung zuzuschreiben sind, ist besonders im onkologischen Setting schwierig. Dort können sehr viele und sehr unterschiedliche Beschwerden auf eine Krebs- erkrankung zurückgeführt werden, so dass nur nach ausführlicher Anamnese und Diagnostik auf eine somatoforme Störung geschlossen werden kann. Außerdem ist es möglich, dass sich eine vorbestehende somatoforme Störung durch das Einsetzen einer Krebserkrankung und der mit ihr aufkommenden Sorge um die eigene Gesundheit verschlimmert (Epstein et al. 2010).

Tab. 2.4 Somatoforme Störungen

 

ICD-10 Diagnosen

Somatisierungsstörung Undifferenzierte Somatisierungsstörung Hypochondrische Störung Anhaltende Somatoforme Schmerzstörung

Dissoziative Störungen (Konversionsstörungen)

Entsprechungen im DSM-IV

  1. F45.0  Somatisierungsstörung

  2. F45.1  Undifferenzierte somatoforme Störung

  3. F45.2  Hypochondrie

F45.4 Schmerzstörung in Verbindung mit psychischen

Faktoren, Schmerzstörung in Verbindung mit sowohl psychischen Faktoren wie einem medizinischen Krankheitsfaktor

F44 Konversionsstörung

300.81 300.82

300.7 307.80, 307.89

300.11

 

Quelle: eigene Darstellung auf der Basis von Dilling et al. (2010) und Saß et al. (2003).

Somatisierungsstörung

Im Falle der Somatisierungsstörung liegen in einem Zeitraum von mindestens zwei Jahren mehrere, verschiedenartige körperliche Beschwerden vor, wegen derer der Betroffene mehrfach medizinische Hilfe einholte und für die trotz umfangreicher Untersuchungen keine zugrunde liegende somatische Erkrankung gefunden werden konnte (Dilling et al. 2010, S. 199ff.). Im DSM-IV wird zudem als diagnostisches Kriterium aufgeführt, dass die Symptome vor dem 30. Lebensjahr eingesetzt haben müssen. Im mehrjährigen Verlauf der Somatisierungsstörung müssen zudem Schmerzen an vier verschiedenen Bereichen des Körpers, zwei gastrointestinale Beschwerden, ein Symptom im Gebiet der Sexualität oder Fortpflanzung sowie ein pseudoneurologisches Problem aufgetreten sein (Saß et al. 2003, S. 540ff.).

Undifferenzierte Somatisierungsstörung

Falls die Kriterien einer Somatisierungsstörung nicht komplett erfüllt werden, beispielsweise nur wenige körperliche Symptome auftreten, kann auf die Diagnose der undifferenzierten Somatisierungsstörung zurückgegriffen werden, die als eine Art Restkategorie fungiert. Im DSM-IV wird für die Dauer der Beschwerden ein Intervall von mindestens 6 Monaten vorgesehen und der Begriff der undifferenzierten somatoformen Störung verwendet (Dilling et al. 2010, S. 201; Saß et al. 2003, S. 545ff.).

Hypochondrische Störung

Im Rahmen einer hypochondrischen Störung, im DSM-IV Hypochondrie genannt, hat die betroffene Person die Überzeugung, unter mindestens einer ernsthaften somatischen Krankheit zu leiden, wobei dies durch wiederholte Diagnostik nicht bestätigt werden konnte. Im Gegensatz zur Somatisierungsstörung fokussiert sich der Betroffene hierbei nicht auf einzelne Symptome, sondern auf die Bedrohung und die Auswirkungen einer vermeintlich vorliegenden schweren Erkrankung als Ganze (Dilling et al. 2010, S. 202ff.; Saß et al. 2003, S. 559ff.).

Anhaltende somatoforme Schmerzstörung

Bei der anhaltenden somatoformen Schmerzstörung steht ein als sehr stark und quälend empfundener Schmerz im Vordergrund, dessen Entstehung auf somatischer Ebene nicht oder nicht vollständig nachvollzogen werden kann. Psychische Faktoren wie emotionale Belastung oder psychosoziale Probleme spielen bezüglich des Auftretens und der Schwere der Schmerzen eine wichtige Rolle. Im DSM-IV wird diese psychische Störung je nach zugrundeliegendem Hauptaspekt als Schmerzstörung in Verbindung mit psychischen Faktoren oder alsSchmerzstörung in Verbindung mit sowohl psychischen Faktoren wie einem medizinischen Krankheitsfaktor kodiert (Dilling et al. 2010, S. 207f.; Saß et al. 2003, S. 554ff.).