Posttraumatische Belastungsstörung

Für die Entstehung einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) muss die betroffene Person eine traumatische Erfahrung meist innerhalb der letzten 6 Monate erlebt haben, bei der die körperliche Unversehrtheit oder das Leben des Betroffenen oder anderer Personen ernsthaft gefährdet war. Solche Traumata können beispielsweise Kriegserlebnisse, schwere Unfälle oder auch Natur- katastrophen sein. In dieser Situation empfand der Betroffene große Angst, Hilflosigkeit oder auch tiefes Entsetzen. Typisch für die PTBS ist, dass dieses traumatische Erlebnis wiederkehrend durchlebt wird. Dies kann in Form von sich immer wieder aufdrängenden Erinnerungen, Träumen bis hin zu Halluzinationen und sogenannten Flashbacks geschehen. Oft findet ein bewusstes Meiden bestimmter Orte oder bestimmter Tätigkeiten statt, die an das Trauma erinnern könnten. Bei vielen Personen zeigen sich auch eine allgemeine Abflachung des Affekts und ein Gefühl des Betäubtseins. Ebenso sind im Sinne eines erhöhten Arousal Übererregtheit, Schreckhaftigkeit und Schlafstörungen möglich (Dilling et al. 2010, S. 183f.; Saß et al. 2003, S. 515ff.).

Ein Trauma kann auch im Rahmen einer Krebserkrankung auftreten, beispielsweise bei einer ernsten medizinischen Komplikation (Weis und Boehncke 2011). Die PTBS fand in der Onkologie in den letzten Jahren immer mehr Beachtung. Jedoch wird in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung inzwischen von vielen Seiten bezweifelt, ob man eine Krebserkrankung in ihrer Gesamtheit betrachtet als auslösenden Faktor einer PTBS annehmen kann. Die Erkrankung und die damit verbundenen Ereignisse geschehen über einen längeren Zeitraum hinweg, also nicht in einem genau abgrenzbaren Moment. Dabei haben die Patienten außerdem eine gewisse Kontrolle über das Geschehen, beispielsweise in Bezug auf Therapieentscheidungen. Sie leiden im Allgemeinen nicht unter einem wiederkehrenden Durchleben bestimmter krebsbezogener Ereignisse, sondern eher unter Ängsten, die sich auf die Fortgang der Erkrankung beziehen. Aus all den aufgeführten Gründen werden die Kriterien eines Traumas durch eine Krebserkrankung nach Meinung einiger Autoren nicht gänzlich erfüllt (Andrykowski und Kangas 2010; Green et al. 1998; Mehnert et al. 2006b; Mehnert et al. 2009).