Kognitives Altern und Demenz

 

Kortikales Altern versus Demenzsymptomatik

Pathophysiologische Erklärungsmodelle zur klinischen Symptomatik dementieller Erkrankungsbezüge in Relation zum Alter sind zumeist bezogen auf fortschreitende degenerative Prozesse spezifischer Areale der Hirnrinde. Dabei ist v.a. ein Abbau funktionell miteinander verbundener Neurone sichtbar, wodurch es zu einem sukzessiven Ausfall bestimmter Hirnareale bzw. dortig angelegter oder interagierender kognitiver Funktionen kommt. Ursächlich für den progredienten Verlust funktionsfähiger Neurone scheint ein komplexer pathophysiologischer Prozess zu sein, dessen konkrete ursächlichen Bedingungen bis heute nicht abschließend geklärt worden sind. Nachgewiesen werden konnte diesbzgl. jedoch mehrfach, dass v.a. eine gestörte bzw. veränderte Bildung, Ablagerung oder Entfernung von Amyloid-ß-Peptiden im Gehirn als zentraler Prozess der Neurodegeneration, im Sinne eines molekularen Mechanismus, zu verstehen ist. 

Hierbei ist aus verschiedenen Forschungsstudien belegbar geworden, dass der molekulare Erklärungsansatz zur Entstehung dementieller Erkrankungen, v.a. bezogen auf die Alzheimer-Erkrankung, bei der seltenen familiären Alzheimer-Demenz (AD) dieser Mechanismus überwiegend genetisch determiniert ist. Bei der häufigen, sog. sporadischen Form der Alzheimer Demenz (ca. 99 % der Fälle) ist dieser Prozess hingegen in ein komplexes neuronales Bedingungsgefüge eingebunden. Hierbei spielen deswegen auch umweltbezogene und metabolische Faktoren eine Rolle, wobei diese möglicherweise über epigenetische Mechanismen das Auftreten und den Verlauf der dementiellen Erkrankung mitbeeinflussen. 

Die Alzheimer-Demenz ist dabei als eine langsam, jedoch stetig voranschreitende neurodegenerative Erkrankung des Nervensystems zu verstehen. Im Erkrankungsverlauf entstehen dabei v.a. in definierten Nervenzelltypen abnorme Eiweißkörper. Diese bestehen v.a. aus abnorm bzw. pathologisch phosphoryliertem Tau- Protein sowie intraneuronal nicht mehr abbaufähigen Aggregaten (sog. neurofibrilläre Veränderungen). Im extrazellulären Raum entstehen die sog. plaqueartigen Aggregate aus Amyloid ß. Dabei beginnt v.a. innerhalb der Hirnrinde der Ablagerungsprozess von Aß, hierbei beginnend im Neokortex, wobei dann v.a. die ersten neurofibrillären Veränderungen in den sog. allokortikalen Nervenzellen der sog. Regio transentorhinalis zu finden sind. Diese spezifische Veränderung bzw. Ausbreitung der beschriebenen Ablagerungsprozesse mit Amyloid ß ermöglichen dabei auch eine Zuordnung der dementiellen Erkrankungsverläufe in Stadien bzw. Phasen. Weiter sind die dementielle Erkrankungsfolgewirkungen v.a. auch im Kontext neuropsychologische Diagnostik und Differentialdiagnostik objektivierbar, wodurch auch die Stadien der Erkrankung beurteilt werden können.

Der Schwergrad der Alzheimer-typischen Veränderungen nimmt über einen langen Zeitraum kontinuierlich zu. 

 

Dementielle Erkrankungen, wie z.B. die Alzheimer-Demenz, zeigen sich im Hinblick auf die ersichtlich werdenden Veränderungen auf Verhaltensebene, u.a. bezogen auf kognitive und emotionale Fähigkeit, v.a. mit hierzu assoziierten Veränderungen auf neuroanatomischer Ebene verbunden. Bei dem fortschreitenden Bild am Beispiel der Alzheimer Erkrankung zeigen sich pathologische Veränderungen in verschiedenen subkortikalen und kortikalen Hirnbereiche gegeben. Bei der subkortikalen Demenz zeigen sich v.a. neurodegenerative Veränderungen in den Basalganglien, dem Thalamus und dem Hirnstamm. Auf Verhaltensebene sind damit zumeist schwere Störungen der Aufmerksamkeitsleistung sowie auch Veränderungen in der psychomotorischen Reaktionsfähigkeit gegeben. Weiterhin zeigen sich v.a. Störungen im Bereich des Gedächtnisses. Am Beispiel der Alzheimer-Erkrankung zeigen sich die Veränderungen auf neuronaler Ebene v.a. im Bereich beginnend des sog. limbischen Systems, hierbei sind pathologische Veränderungen v.a. in den hiermit assoziierten Arealen des sog. temporoparietalen Kortex vorliegend. Dabei lassen sich die klassischen Initialsymptome der Alzheimer Demenz, im Sinne v.a. einer sog. anterograden Amnesie, sprich Störungen der Neuzeitgedächtnisbildung, v.a. mit pathologischen Veränderungen hippocampaler Strukturen und des sog. medialen Temporallappens in Zusammenhang bringen. 

Bei der sog. frontotemporalen Demenz zeigen sich hingegen v.a. atrophische Veränderungen des vorderen und unteren Temporallappens sowie frontaler Hirnareale, hierbei v.a. im orbitobasalen, ventromedialen und dorsolateralen Bereich gegeben. Dabei können bei dieser dementiellen Erkrankungsform sowohl kortikale als auch subkortikale Areale betroffen sein. Die spezifischen neuroanatomischen Veränderungen bei der sog. frontotemporalen Demenz zeigen sich insbesondere im Bereich der Persönlichkeitsbeschaffenheit ersichtlich. Hierbei werden v.a. Veränderungen im Sozialverhalten sowie der Beziehungsfähigkeit, v.a. bezogen auf die Primärpersönlichkeit, häufig ersichtlich.

 

Alzheimer Forschung

In der nachfolgend zitierten Studie konnte mittels bildgebender Verfahren der Nachweis der fibrillären Aß-Ablagerung in vivo ermöglicht werden. 

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/B9780123948168000027

TAGS & NEWS

Eine Hauptursache der altersbedingten reduzierten Erinnerungsleistung ist identifiziert:

Ein Team von Forschern der Columbia University Medical Center (CUMC), geführt von Nobelpreisträger Eric R. Kandel, MD, haben feststellen können, dass ein Mangel an einem Protein namens RbAp48 im Hippocampus einen signifikanten Beitrag zur altersbedingten Gedächtnisstörung darstellt und dass diese Form von Gedächtnisverlust reversibel zu sein scheint. 

Die Studie wurde an postmortalen menschlichen Gehirnzellen und in Mäusen durchgeführt und ermöglicht hierbei konkrete Rückschlüsse auf die bei dementiellen Erkrankungen, altersbedingt einsetzende Gedächtnisstörung,vorzunehmen.

A Major Cause of Age-Related Memory Loss Identified; http://newsroom.cumc.columbia.edu/blog/2013/08/28/a-major-cause-of-age-related-memory-loss-identified/